Dienstag, 11. Juni 2013

Spritztour nach Metzenseifen


Es war 14:30 Uhr, wir saßen im Café und grübelten, wie wir am besten schnell nach Metzenseifen kommen könnten, um es noch pünktlich um 17 Uhr zum Theaterstück zu schaffen. Nach einem kurzen Telefonat meines Tischnachbars, saßen wir wenig später auf der Autorückbank gemeinsam mit Rudolf Schuster, dem ehemaligen Präsidenten der Slowakei. Schuster ist selbst Mantake und ist in Metzenseifen aufgewachsen. 

Der Fahrer fuhr mit rasendem Tempo über die Landstraße in Richtung Metzenseifen und setzte riskante Überholmanöver ein. Sicherheitshalber schnallte ich mich an, was Herr Schuster, mein Sitznachbar mit amüsiertem Blick der „typisch deutschen Vorsicht“ zusprach. Es vergingen keine 60 Sekunden, da berichtete er schon im fließenden Deutsch von seinem bewegten Leben. Er erzählte mir von seinem Bruder, der als Partisan gegen die Nazis gekämpft hat, von seinem Vater, der im brasilianischen Dschungel Anakondas gefilmt hat. Als wir die grüne, hügelige Landschaft des Slowakischen Karstes durch eine kurvige Straße passierten, legte er mit Stolz dar, wie er als Präsident dem schwedischen König an der letzten funktionstüchtigen Hammerschmiede in Metzenseifen das Handwerk beigebacht hat. 

Während unserer 30-minütigen Spritztour kam Schuster so richtig in Fahrt: Er schwelgte in Erinnerungen an seine Reisen nach Westeuropa in den 1960er Jahren: an die erste Coca Cola, die er in Wien gekostet hatte, an die Reeperbahn, samt Herbertstraße, durch die ihn sein in Hamburg lebender Cousin geschleust hatte – aus rein wissenschaftlichem Interesse, versteht sich.

Zum Schluss übergab mir Schuster drei seiner über 40 Bücher, die er über sein Leben und seine Abenteuer geschrieben hat. Diese liegen zur Sicherheit stets im Koffer der Limousine parat… Seine nächste Expedition für diesen Sommer ist bereits geplant. Es geht für den 79-Jährigen in den äußersten Nordosten Russlands nach Tschukotka.

 
 
Rudolf Schuster, Sohn eines Metzenseifner Zimmermanns mit karpatendeutschen Wurzeln, ist 1934 in Kaschau geboren. Er war von 1964 bis 1990 Mitglied der Kommunistischen Partei und ab 1983 Bürgermeister seiner Geburtsstadt. Im November 1989 schloss er sich der Opposition an und wurde zum Parlamentspräsidenten gewählt, dessen Posten er bis Ende Juni 1990 innehatte. 1994 kehrte er erneut in sein Amt als Bürgermeister von Kaschau zurück. Von 1999 bis 2004 war er Präsident der Slowakei.
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