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Samstag, 16. November 2013

Abschlussvideo Košice Artist in Residence


Das Abschlussvideo über meine Zeit als Stadtschreiberin ist online, K.A.I.R. Košice Artist in Residence hat es produziert:


K.A.I.R. Košice Artist in Residence ist ein Künstlerresidenzprogramm, welches mich in Kaschau aufgenommen und betreut hat. Als eines der Projekte des Europäischen Kulturhauptstadtjahres 2013 empfängt und entsendet die Organisation seit 2011 internationale Künstler für eine Dauer von 2-3 Monaten. 

Mehr Infos zu den Bewerbungsmodalitäten und zu den Residenzkünstlern gibt es auf www.kair.sk
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Montag, 19. August 2013

Vom singenden und fliegenden Vogel Iva Bittová


Im Rahmen des Sommerfestivals in Kaschau "Leto v parku" (Sommer im Park), gab die tschechische Sängerin, Komponistin und Violinistin Iva Bittová zusammen mit der Gruppe Čikori am vergangenen Samstag ein Konzert auf dem ehemaligen Kasernengelände (Kasarne/Kulturpark). Iva Bittová ist eine international bekannte Künstlerin. In ihrer Heimat ist sie eine bedeutende Erscheinung in der alternativen Szene.

Mit einer Mischung aus Jazz, Folklore, Klassik und Klängen aus dem Urwald verzauberte die Künstlerin nicht nur mich mit ihrem kindlichen Charme. Ihre Einlagen als singender und fliegender Vogel sind einmalig. Viele junge Kaschauer sangen ihre Lieder lauthals mit. An ihren lächelnden Gesichtern war zu erkennen, dass sie als Kinder mit Musikkassetten Iva Bittovás aufgewachsen sind…Für mich war sie eine echte Entdeckung.

  

Iva Bittová wurde 1958 in Bruntál in Mähren geboren, beide Elternteile waren Musiker. Ihr Vater, Koloman Bitto, der seiner südslowakischen Heimat sehr verbunden war, konnte nahezu jedes Instrument spielen, sowohl im klassischen Stil als auch in der Folklore. Er gab sein Talent an Iva und ihre beiden Schwestern weiter.

In ihren jungen Jahren erhielt Iva Ballett- und Geigenunterricht. Im südmährischen Brünn besuchte sie ein sogenanntes "Konservatorium", eine Mittelschule in Tschechien und der Slowakei mit musischem Schwerpunkt. Bereits während ihrer Schulausbildung spielte sie in dem experimentellen Theater in Brünn "Gans an der Schnur". Später trat sie im Fernsehen sowie in verschiedenen Filmen auf und arbeite als Theaterschauspielerin.

Nach dem frühen Tod ihres Vaters entschied sie sich, als Musikerin und Komponistin, in seine Fußstapfen zu treten. Sie konzentrierte sich fortan verstärkt auf ihre musikalische Ausbildung und begann ab 1982 Geige zu studieren. 

Nachdem 17 Jahre lang die ländliche Region bei der Stadt Brünn ihr Zuhause gewesen war, übersiedelte sie 2007 in die USA. Dort lebt sie im grünen Hinterland News Yorks im Hudson-Tal. Ihr 1991 geborene Antonín ist ebenfalls Musiker.

Mehr Infos zu ihrer Musik und ihren aktuellen Konzerten gibt es hier.  Noch mehr zu sehen und zu hören hier.


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Dienstag, 6. August 2013

Schnitzeljagd im Slowakischen Karst




Es sollte eigentlich nur ein kleiner Spaziergang werden durch die grünen Wälder der Kaschauer Umgebung. Der auf der Wanderkarte grün markierte mehrstündige Pfad begann in Poproč, einer kleinen Gemeinde in der Ostslowakei, 30 Kilometer westlich von Kaschau. Diese liegt am Fuße der „Volovské vrchy“, dem östlichen Teil des Slowakischen Erzgebirges. Ziel war die Siedlung Bukovec am gleichnamigen Baggersee, indem ich schon als kleines Kind geplanscht hatte. Bei 35 Grad im Schatten erschien mir diese „leichte“ Tour also genau das Richtige für diesen heißen Sommertag.

Während der 45-minütigen Busfahrt mit meinem Freund aus Deutschland scherzte ich noch, was für ein schönes Abenteuer es doch sei, in einem kleinen 2700-Seelen-Dorf zu landen und durch unbekannte Wälder in Richtung Kaschau zurück zu wandern…

Bei der Ankunft in Poproč hieß uns die glühende Vormittagshitze willkommen. Freistehende Einfamilienhäuser säumten die Hauptstraße, ein grünlackierter Gartenzaun grenzte an den nächsten. Doch von Wanderschildern fehlte weit und breit jede Spur. Das gesamte Dorf schien in einen Dornröschenschlaf gefallen zu sein, keine Menschenseele war zu sehen. Trotz Wanderkarte und Rucksack fühlte ich mich seltsam verloren. 

Es verging noch knapp eine Stunde, bis wir endlich die versprochene grüne Markierung des Wanderwegs fanden, die uns innerhalb vier Stunden nach Bukovec führen sollte. Der Gedanke an den finalen Sprung in den kühlen See motivierte uns auf jedem Schritt beim Anstieg in den Wald.


Nach kurzer Zeit wurden wir belohnt mit einem Ausblick auf die bewaldeten Hügel des Slowakischen Karstgebirges. Es erhebt sich bis über 1000 Meter aus den Karstebenen. Hinter der Hügelkette versteckt im Tal liegt die nahgelegene Stadt Jasov (zu Deutsch Jossau). Diese ist bekannt durch das Prämonstratenser-Kloster und die älteste begehbare Tropfsteinhöhle der Slowakei.

Am Ende des Hochplateaus erreichten wir die Bergbaukirche der hl. Anna und eine merkwürdige verrostete Tür, die uns den Zutritt ins freie Grüne strengstens untersagte…


Nach circa zwei Stunden Wanderung durch den üppigen, grünen Mischwald wurde der Wanderpfad immer unzugänglicher, die Beschilderung sporadischer. Ich fühlte mich erinnert an abenteuerliche Kindergeburtstage in den Wäldern im Bergischen Land. Nur dass uns am Ende dieser Schnitzeljagd wohl kein Schatz mit zähen Kaubonbons und Schokoladenmünzen erwarten würde…

Es folgten zwei Kilometer steiler Anstieg durch kniehohes Brombeergestrüpp. Schade, dass wir statt einer Machete und langen Hosen nur meinen kleinen, handlichen Wanderführer „Durch die Kaschauer Wälder“ eingepackt hatten. In dem Büchlein war die Rede von einer „leichten, gemütlichen und gut ausgeschilderten Tour“. Offensichtlich hatte nach der Publikation seit Jahren wohl keiner mehr das hiesige Terrain betreten. 

Keiner? Vermutlich kein Mensch, Tiere aber zuhauf. Immer wieder blieben wir stehen und lauschten dem Geräusch knackender Äste. Was tapste da durch den Wald? War es nur ein Vogel, ein Kaninchen, ein Wildschwein oder gar ein Bär?

Der Gedanke, dass in den slowakischen Wäldern rund 700-900 Braunbären leben, beruhigte mich in dem Moment nicht übermäßig. Noch weniger gaben mir die Fußspuren Anlass zur Ruhe, auf die wir kurze Zeit später gestoßen waren. 

*
Wir malten uns witzelnd allerlei Szenarien aus, wie wir auf einen 140-350 kg schweren und 2 Meter großen männlichen Braunbären reagieren würden, stünde er plötzlich vor uns. Ruhig stehen, zusammenbleiben und großmachen, lautet die Devise. Auf Bäume klettern helfe anscheinend auch nicht, sofern man nicht mindestens auf vier Meter Höhe gelange, schreibt die Internetseite medvede.sk. (zu Deutsch: bären.sk)

Einen weiteren Aussichtspunkt erreichten wir auf einer gerodeten Anhöhe. Waldarbeiter hatten hier offensichtlich auch Bäume mit unseren gesuchten Wanderpfadmarkierungen abgesägt…


Die nächste Etappe Schnitzeljagd hielt uns also bei Laune. Wohin war der Wanderweg verschwunden? Wieder wateten wir durch dorniges Beerendickicht. Die stacheligen Sträucher wirkten inzwischen fast wie eine Massage auf unseren ohnehin schon zerkratzten Unterschenkeln.

„Eine Wanderung auf slowakischen Wanderwegen ist härter als der Wehrdienst bei der Bundeswehr“, scherzte mein Begleiter. Und doch, am Ende unserer Schnitzeljagd wurden wir belohnt: kurz nacheinander huschten ein Reh und ein Hirsch mit federleichten Sprüngen durchs Geäst. Einen größeren Schatz hätte es am Ende wohl kaum geben können – bis auf den Sprung ins kühle Nass des Bukovecer Sees, natürlich, den wir überglücklich wie Kinder nach füneinhalb Stunden dann doch noch erreichten.

* Von der „Slovak Wildlife Society“ erfuhr ich am darauffolgenden Tag, dass es sich bei unserer Spur höchstwahrscheinlich nur um einen Wolf handelte, Bären haben fünf Zehen

Fotostrecke








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Sonntag, 28. Juli 2013

Kaschauer Slang für Fortgeschrittene


Als ich mich auf die Suche nach noch mehr Kaschauer Mundart begeben wollte und meine Freunde hier in Košice um Hilfe bat, verwiesen mich alle unisono auf den alternativen Stadtführer KSC. Dieser enthält ein Wörterbuch mit der lokalen Umgangssprache, dem „Kaschauer Slang“. 

Leider ist dieses Buch der NGO „Východné pobrežie“ (zu Deutsch: Ostufer) restlos ausverkauft und wird von den wenigen, die noch eines erhaschen konnten, sorgsam gehütet wie ein seltener Schatz. 


Es war eine kleine Odyssee, bis ich das Buch endlich in den Händen halten durfte. Gemeinsam mit meinem Freund Igor Kupec erstellten wir sogleich eine Hitliste. 

Das Ergebnis ist eine kleine Übersicht über die charakteristischsten Begriffe der Kaschauer Mundart,  die man unbedingt benötigt, um hier zu überleben –  wenngleich auch nur hier in Košice...


Eine kleine Lesehilfe:


Z wird weich, stimmhhaft gelesen, wie z.B. Singen, Seele

Č wird wie „Tsch“ gelesen, wie z.B: „Tschechien“

Š wird wie „sch“ gelesen

V wird wie „w“ gelesen

Y wird wie „i“ gelesen

Bei Vokalen mit Akzent ý, á wird die Silbe lang gesprochen

Bei Konsonanten mit Akzent wie ť, ď wird der Buchstabe weich gesprochen „dj“ oder „tj“


ara!                                      Achtung
 
barz                                     ziemlich, ganz schön

Bazmeg City                    so nennen Locals ihre Stadt Košice
                                            (bazmeg, ungarisches Schimpfwort)

bitang                                  gerissener Typ

brika                                   Tram, Straßenbahn

čaja                                     Mädchen, junge Frau, Freundin

čávo                                   junger Typ mit selbstbewusstem Auftreten
                                             und lässigem Gang

das                                      ungefähr

dakus                                 ein bisschen

degeš                                  Idiot

dig                                       schau mal (es folgt etwas Wichtiges)

dzivý/fasa                         cool, genial, großartig

flipovať                               Spaß haben, sich herumtreiben

gádžo                                  urspr. ein Nicht-Rom, ein Bauer

geňo                                    starke Beleidung

hej ne?                                Stimmt’s?/ Ist doch so, oder?

koňar                                  Bürger aus Prešov (für Kaschauer)

lámať čaje                           Frauen anbaggern

lignúť                                  Haushoch verlieren

lóve                                    Geld, Moneten, Knete

mište                                   abgefahren

muka                                   Langeweile

nožkar                               Muckibudentyp, interessiert an Autos
                                             Handys und schönen Frauen 

ojeb                                    Betrug

pecka                                  klasse, spitzenmäßig

šrác                                     Junge, junger Mann

segiň                                    der Arme (mit mitleidigem Unterton)

šupak                                   Versager

šuvix                                     “…das ist noch gar nichts gegen…”

vraňar                                  Kaschauer (Bezeichnung aus Prešov)

VKV                                    Abkürzung: heftiger Wind in Kaschau

zjeb                                     etwas Lustiges


ta                                         meist zu Beginn eines jeden Satzes
                                             halt, tja, Füllwort


Beispiele

Ako sa máš? – Ale, ta!   „Wie geht’s dir? – „Frag lieber nicht.“

Ta de                                    Nein, auf keinen Fall

Ta ne?                                  Ja klar! wörtlich: „Ja, nicht?“

Ta jak!                                  Natürlich

Ta hej, ne?                         Ja klaro! / Ist doch klar, oder?

Ta…                                       Weiß auch nicht

Ta ty tu?                              Du hier?!



Inspiriert von den Texten von Viktor Hvižďák und Juliana Sokolová des Wörterbuchs im alternativen Stadtführer KSC 2010, herausgegeben von „Východné pobrežie“ (Mišo Hudák und Lucia Jarošová). Danke an Juliana und Igor für eure Hilfe!


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